Christliche Meditation
Kreuz 
als Erlösung
Zweite Übungswoche
Sonntag



2/1: Mein Leib als Kreuz.


Hinführung:

Wenn der Mensch sich in seiner ihm gemäßen, aufrechten Stellung befindet, besteht er aus einer vertikalen und aus einer horizontalen Achse. Den Schnittpunkt, die Mitte bildet das menschliche "Herz". Das Herz ist das biblische Symbol für die Wesensmitte des Menschen.

Auch mein Leben "wurzelt" in der Tiefe, im Boden, im Erdreich, denn ich bin "irdisch", erdgebunden als Mensch (symbolisiert durch den unteren Kreuzbalken). Aber das ist nicht alles: Gleichzeitig ist in mir ein Streben "nach oben", über mich hinaus, nach dem "Licht" nach allem, was mich übersteigt, wonach ich mich sehne und wohin ich "wachsen" möchte (symbolisiert durch den oberen Kreuzbalken). Diese "Vertikale" wird nun "durchkreuzt" von der horizontalen Linie des Querbalkens, der nach beiden Seiten hin ragt. Wie in einem Balanceakt der Mensch seine Arme ausbreitet, um im Gleichgewicht zu bleiben, so ist es gerade der Querbalken, welcher im Gleichgewicht bleiben muß, damit sich nicht auch der Längsbalken verschiebt und schief wird.

Dieses "Kreuz" ist nun auf dem Kreuzschema dieser zweiten Woche umschlossen von einem Oval, das - ebenso wie der Kreis in der letzten Woche - schützt und birgt, aber gleichzeitig auch begrenzt und einengt. Das Geheimnis der "Mitte", also unseres menschlichen "Herzens" besteht nun darin, daß von da aus nach allen Seiten hin Kräfte ausgehen, die die Begrenzung nicht nur zu berühren, sondern sogar zu durchbrechen vermögen. Es ist das Geheimnis des "Gott in uns", von dem Paulus schreibt: "So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir", (Gal.2,20) Diese Wirklichkeit Gottes in uns steht in einer geheimnisvollen Koorespondenz zu dem "Gott außer uns". Je lebendiger diese Mitte in uns ist, desto stärker erfahren wir: Wir wurzeln nicht nur in der Erde, sondern in Gott - wir streben nicht nur nach dem sichtbaren Himmel, sondern nach dem Himmel als Symbol Gottes. Und wir werden uns im Laufe der Woche an einzelnen Dimensionen verdeutlichen, daß auch die "Querbalken" - wenn sie von dieser göttlichen Kraft durchdrungen werden, über ihre Grenzen hinausweisen - auf Gott hin. Sagen wir es zwar gewagt, aber doch in Übereinstimmung mit der urchristlichen Tradition: Gott, der in uns ist, durchbricht die Grenzen und verbindet sich mit Gott, wie er uns von allen Seiten umgibt. Das erinnert mich an die Buber-Dichtung: "Wo ich gehe - Du. Wo ich stehe - Du... immer nur Du".

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Meditative Leibübung:

Ich stelle mich in Kreuzform auf und fühle mich hinein in diese Form... ich spüre nach allen Seiten hin...

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Meditatives Gebet:

Da ich nicht so lange stehen kann (es eine zeitlang auszuhalten, ist gewiß heilsam, es läßt uns vom Leibe her etwas davon spüren was die Kreuzigung Jesu bedeutete!), bietet es sich an, sich flach in Kreuzform auf den Boden zu legen und dabei die eigenen Begrenzungen zu erspüren und die verborgene, tiefe Sehnsucht, die über diese Grenzen hinausweist und sie überschreiten möchte...

Dann kann die ganze Übung in das Wort des Psalmes 139,5 einmünden: "Von allen Seiten umgibst du mich" (Luther) oder nach der ökumenischen Übersetzung: "Du umschließt mich von allen Seiten".


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