Christliche Meditation
Kreuz 
als Erlösung
Vierte Übungswoche
Donnerstag



4/5: Jesus Christus - Sieger, der die Grenze des Todes überwindet.


Hinführung:

Als drittes faßt der Versucher den "Todesbalken" ins Auge (Lk 4,9-11). Die Versuchung, von der Zinne des Tempels zu springen im Vertrauen, daß Gott ihn bewahren wird, kann man verschieden deuten. Ich persönlich spüre beim inneren Schauen dieses Bildes mehr und mehr, wie hier etwas angesprochen wird, das sich wohl häufig im Menschen findet: Der "Sog in die Tiefe". Das braucht mir nicht nur dann ins Bewußtsein zu treten, wenn ich auf einer hohen Brücke stehe und in die Tiefe schaue. Das gibt es auch dort, wo ich mich leichtsinnig in eine Aktion stürze, der ich nicht gewachsen bin, die mich früher oder später verschlingen wird - wie ein Abgrund. Und nur zu nahe liegt es uns, die wir uns Christen nennen, Gott zuzumuten, daß er uns schon durchtragen und bewahren wird. Es gibt das warnende Wort Jesu, daß jeder, der einen Turm baut, vorher die Kosten überschlagen solle, "ob er genug habe, um es auszuführen" (Luk 14,28). Die Absicht des Versuchers ist auch hier klar: Er spielt mit dem Tode - mit einem Tod, der das Ende schlechthin bedeutet. Er verschließt den Weg, der sich durch den Tod hin auf Gott öffnen kann.

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Meditative Besinnung:

Es gibt zwei extreme Weisen, mit dem Wissen um den eigenen Tod umzugehen: Entweder ich stürze mich blindlings da hinein - oder ich verdränge dieses Wissen tief in mein Unterbewußtsein. Beides sind Formen, in denen sich die tiefgründige Angst vor dem Tode ausspricht, ohne damit diese Angst überwinden zu können. An die Tiefe des Erlebens echter Todesangst reichen menschlichen Worte nicht heran.

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Meditatives Schauen auf Jesus:

Ich lasse wieder Szenen aus dem Leben Jesu in mir lebendig werden, die mir Jesus im Wissen um seinen nahenden Tod und um sein Sterben vor Augen führen. Er findet die Balance zwischen zwei gefährlichen Extremen: Er spricht von seinem nahenden Tod - ohne dieses Wissen zu verdrängen. Und er geht freiwillig darauf zu, ohne sich in eine selbstgesucht Märtyrerrolle hineinzuspielen. Er kann diese Gefahren nur deshalb überwinden, weil er über den Tod hinausschaut. Wieder ist es seine Liebe zum Vater, die ihn das "Dein Wille geschehe" sagen läßt. Gott ist ihm wichtiger als sein eigenes Leben - und deshalb bleibt für ihn der Tod nicht das Letzte, das unwiderrufliche Ende und der schlechthinnige Abbruch alles Lebens. Jesus weicht dem Sterben nicht aus, sondern er ringt sich durch, aus Liebe zum Vater diesen Leidensweg auf sich zu nehmen. Und nur, indem er den Tod annimmt, kann er ihn verwandeln...

Mit vielen Bildern zeugt das Neue Testament von diesem zentralen Geheimnis unseres christlichen Glaubens: Wo Liebe ist, da hört die nackte Sinnlosigkeit auf, - wo Liebe ist, da ist Gott - und wo Gott ist, hat der Tod seine Macht verloren... dort wird der Tod verwandelt. Für mich ist dieses Geschehen immer neu unbegreiflich und ich kann davor nur ganz still werden: Wäre Jesus dem Tod ausgewichen, dann hätte er sein Leben vielleicht für eine Zeit bewahrt. Aber die Macht des Todes wäre unangetastet geblieben. Indem Jesus dieses Sterben aus Liebe auf sich genommen hat, brach die Macht der Liebe bis in die letzten Dunkelheiten menschlichen Daseins hinein. Indem Jesus den Tod auf sich genommen hat, blieb der Tod nicht mehr das schlechthin Negative, alles Leben Auslöschende, sondern seitdem trägt jeder Tod die Chance in sich, Weg zum neuen Lebenn zu werden...



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