9.3. Wo ich mein Leiden aus deiner Hand annehme,
kannst du mir sagen:
"Ich leide selbst mit dir, wenn du leidest"

Hinführung:
"Wie groß ein Leiden auch sei, kommt es über Gott, so leidet zuerst Gott darunter. Ja, bei der Wahrheit, die Gott (selber) ist: Nimmer ist ein Leiden, das den Menschen befällt, so geringfügig, etwa ein Missbehagen oder eine Widerwärtigkeit, dass es nicht, sofern man es in Gott setzt, Gott unermeßlich mehr berührte als den Menschen und es ihm nicht viel mehr zuwider wäre, als es dem Menschen zuwider ist. Erduldet Gott es aber um eines solchen Gutes willen, das er für dich darin vorgesehen hat, und bist du willens, das zu leiden, was Gott leidet und über ihn an dich kommt, so wird es naturgemäß gotthaft. Verachtung wie Ehre, Bitterkeit wie Süßigkeit und die tiefste Finsternis wie das klarste Licht: alles empfängt seinen Geschmack von Gott und wird göttlich, denn es artet sich alles nach ihm, was diesen Menschen ankommt, strebt er ja doch nach nichts anderem und schmeckt ihm ja nichts anderes; und darum ergreift er Gott in aller Bitterkeit wie in der größten Süßigkeit" (70,15ff).Ich glaube, um solche Worte in mich einlassen zu können, muss ich erst einmal meine inneren Blockaden abbauen, um so etwas überhaupt für möglich zu halten. Dann mag ich vielleicht ahnungsweise etwas von der tiefen Wahrheit dieses Gedankens zu ahnen beginnen. Hier hat ein Mensch die Schwerkraft der Erde einfach hinter sich gelassen - er sieht das Leben aus einer anderen Dimension- als Wahrheit "aus dem Herzen Gottes unmittelbar"...
Meditationswort:
"Wie groß ein Leiden auch sei, kommt es über Gott, so leidet zuerst Gott darunter."
Bildhafte Hinführung:
(Der Mensch) "ist rundum in Gott, und Gott ist um ihn herum, wie meine Kappe mein Haupt umschließt, und wer mich anfassen wollte, der müsste zuerst mein Kleid anrühren" (69,36ff).
Biblische Grundlage:
"Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen" (Jes 53,4).
Wiederholungsgebet:
- Mein Gott, der selbst tief leidet unter meinem Leid -
Kontemplation:
Ich schaue auf eine Szene aus dem Leidensweg Jesu - und lasse ihn zu mir sagen: "Für dich..." - "mit dir"...
Weitere Textstellen:
"Der Mensch, der sich so gänzlich mit allem dem Seinen aufgegeben hätte, wahrlich, der wäre so völlig in Gott versetzt, dass, wo man den Menschen auch anrühren sollte, man zuerst Gott anrühren müsste; denn er ist rundum in Gott, und Gott ist um ihn herum, wie meine Kappe mein Haupt umschließt..." (69,36ff).

"Fürwahr, ein Mensch, der sich des Seinen ganz entäußert hätte, der würde so mit Gott umhüllt, dass alle Kreaturen ihn nicht zu berühren vermöchten, ohne zuerst Gott zu berühren; und was an ihn kommen sollte, das müsste durch Gott hindurch an ihn kommen; da empfängt er seinen Geschmack und wird gotthaft" (70,10ff).


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