10.4. Wenn ich deine Geburt in mir geschehen lasse,
beginnen die Dinge der Welt in göttlichem Glanz zu leuchten

Hinführung:
Graf Dürckheim spricht von "Sternstunden", die es im Leben vieler Menschen gibt. Wenige Menschen aber erfassen das Gewicht und die besondere Bedeutung solcher Stunden. Wenn jemand ihm aus seinem Leben erzählte, war er sehr hellhörig für kleine Andeutungen, fragte nach - und dann geschah es, dass eine Frau ihm tief bewegt sagen konnte: "Jetzt weiß ich, was Sie meinen". Diese Frau "hatte begonnen, die Wirklichkeit in sich zuzulassen, die als eine größere Wirklichkeit unsere kleine Wirklichkeit allüberall durchdringt, der wir aber für gewöhnlich verschlossen sind, die aber, wenn wir uns ihr nur wirklich öffnen, sie zulassen und uns von ihr tragen und durchwachsen lassen, unser Leben von Grund auf verändert".( K.Graf Dürckheim, "Vom doppelten Ursprung des Menschen".)
Was selbst ein Nichtchrist erkennen kann - die Transparenz aller Dinge und Geschehnisse -, ist für den Christen Meister Eckehart eine kostbare Quelle der Erkenntnis und eine Möglichkeit unermüdlicher Übung: Wo Gott ihm an einer Stelle in seiner Schöpfung aufleuchtet, weiß er darum, dass er überall gleicherweise, nur verborgen, da ist. Deshalb soll der Mensch unermüdlich üben, "die Dinge zu durchbrechen und seinen Gott darin zu ergreifen" (61,19f).
Das bedeutet in erster Linie, dass ich mich selbst immer neu auf eine Ebene begeben muss, von der aus mir Gott mehr und mehr in allen Dingen und in allen Geschehnissen aufleuchtet - bis die ganze Welt für mich immer deutlicher die Herrlichkeit Gottes bezeugt...
Meditationsworte:
"Jegliche Kreatur ist Gottes voll und ist ein Buch."
"Gott ist in den Dingen geblieben" (vgl. 358,6f).
Bildhafte Hinführung:
Ich kann mich erinnern, wie ich mich als Kind gern flach auf die warme Erde legte und dabei etwas von einer Geborgenheit verspürte, die ich nicht benannte, aber tief erlebte...
Biblische Grundlage:
"Was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen (= den Heiden) offenbar. Denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken" (Röm 1,19f).
Wiederholungsgebet:
- Mein Gott, in dem meine Sehnsucht die Möglichkeit berührt, mich in tiefer Einheit mit allem Geschaffenen zu erfahren -
Kontemplation:
Ich versuche, ohne Wort und Bild, vielleicht im Achten auf meinen Atem, in die wort- und bildlose Tiefe zu gehen, mindestens 20 Minuten lang... Danach lese ich einen Psalm oder ein anderes Bibelwort - oder ich schaue einfach aus dem Fenster: Hat sich etwas in meiner Sicht geändert?...
Vollständiger Text:
"Wer weiter nichts als die Kreaturen erkennen würde, der brauchte an keine Predigt zu denken, denn jegliche Kreatur ist Gottes voll und ist ein Buch" (200,3ff). (Vgl. dazu auch die Textstellen zu 2.3.)

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