Fünfte Übungsgruppe

Meditation symbolischer Ereignisse


Nicht nur einzelne Dinge können Symbolcharakter haben, sondern ganze Ereignisse können symbolisch über sich hinausweisen. Der Einsturz eines Turmes von Schiloach wird von Jesus symbolisch als Hinweis auf das Gericht Gottes gedeutet (Lk 13,4f.).

"Oder meint ihr, jene achtzehn, auf die der Turm am (Teich) Schiloach herabstürzte und sie erschlug, hätten größere Schuld auf sich geladen als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr: Wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle genauso umkommen!"

Der Durchzug des Gottesvolkes durch das Schilfmeer sowie das Pascha-Geschehen (mit seiner Erfüllung im Kreuz) sind immer wieder als "Ursymbole" des alten und neuen Gottesvolkes verstanden worden: So handelt Gott an seinem Volk!

So wollen wir heute symbolische Ereignisse meditieren. In einem Ereignis ist vieles enthalten: Dinge, Handlungen (darauf gehen wir später noch besonders ein), Reaktionen, Zustände u.a. Im Ereignis verbindet sich das alles zu einer Einheit, diese Einheit kann symbolisch über sich hinaus weisen. Wir wollen wieder Schritt um Schritt vorangehen.


1. Übung


2. Übung

Wir lassen uns ein Sprichwort einfallen und meditieren es ...
(es sollte ein positives Sprichwort sein).

(ca. 5 Minuten Stille ...)

Nach der Meditation kann ich mich fragen, weshalb mir gerade dieses Sprichwort eingefallen sein mag?

Auswertung der Meditation:


  • Hinführung zur nächsten Übung:

    Wir selbst können solche Wahrheiten finden - jeder hat sie schon in seinem Leben gefunden. Wo wir etwas erleben, können wir es so lange anschauen, bis es uns seine Tiefe erschließt, die Lebenswahrheit, die in diesem Geschehnis verborgen ist. Wenn man das in Worte faßt, entsteht so etwas wie ein Sprichwort. Man kann lernen und üben, konkrete Geschehnisse auf die Wahrheiten hin zu befragen, die in ihnen verborgen sind.


    3. Übung

    Ich meditiere eine Bergwanderung:

    Jeder von uns hat entweder selbst schon eine Bergwanderung gemacht oder davon gelesen oder gehört. Dabei können viele Ereignisse und Erlebnisse symbolisch auf andere Ebenen unseres Lebens übertragbar sein. Ich stelle mir vor, in einem Gebirge zu wandern. Irgendwo halte ich inne. Könnte das, was ich hier erlebe, ein Gleichnis für gewisse Situationen meines Lebens sein? ... Ich verweile in diesem Schauen, und warte, ob sich die Wahrheit in einemsprichwörtlichen Satz formen läßt, den ich auf andere Lebensbereiche übertragen kann ...

    (mindestens 4 Minuten Stille ...)

    Auswertung der Übung:

  • Ein schwerbehinderter Mensch fand bei dieser Aufgabe folgenden Satz:

  • "Je höher man kommt, desto weiter wird auch die Aussicht, der Horizont wird immer größer, was unter mir ist, immer kleiner, die Krönung ist der Gipfel-Ausblick!"

      Vielleicht kann uns an diesem Geschehen etwas Wichtiges deutlich werden: Wer selbst noch nie eine Bergwanderung gemacht hat, kann sich doch innerlich so tief in dieses Erleben hineinversetzen, daß er es besser versteht als mancher anderer, der selbst schon oft einen Berg erklommen hat. So kann die echte Sehnsucht, der tiefe Wunsch manchmal ein tieferes Verstehen, einen echteren Anteil an dem Ersehnten vermitteln, als es durch eine reale Erfüllung geschehen würde. "Ich hatte gelernt, daß Erfüllung und Sehnsucht nur verschiedene Wege zu dem gleichen Ziel sein können." .

  • Impulsiv wurde in unserem Kreis - als wir die gefundenen Sätze nannten - der Wunsch laut: "Das müßte man schriftlich mit nach Hause nehmen!" Weshalb? Weil man über jeden dieser - selbst gefundenen! - Sätze weiter meditieren müßte. So reich kann ein kleiner Ausschnitt des Lebens werden, wenn man den Blick in die Tiefe richtet!

  • Die Übung des Aufstiegs auf einen Berg war eine verhältnismäßig leichte Übung, man kann hier besonders gut selbst erfahren, wie man es macht. Jedes Stück unseres Lebens kann man aber in ähnlicher Tiefe erschließen. Wir wollen es selbst zu Hause versuchen, einmal den Gang oder die Fahrt zum Arzt auf diese Weise auf allgemeingültige Wahrheiten zu befragen. (Wichtig ist: Es muß ein Arztbesuch sein, von dem ich wirklich Hilfe in einer konkreten Not erwarte. Dann kann ich den Entschluß, den Weg, das Warten, die Behandlung meditieren).

  • Was wir am Thema der Bergwanderung geübt haben, kann man an biblischen Texten anwenden. So finden wir die "existentiellen" Aussagen eines Textes. Die Bibel vermittelt uns nicht nur "Lebensweisheiten" in der Form von anschaulichen Geschehnissen (diese auch!), sondern sie schenkt uns Wahrheiten, die sich zwischen Gott und dem Menschen ereignen. Man muß üben, solche im Text verborgene Wahrheiten herauszukristallisieren.

    4. Übung

    Wir lesen und erleben einen Alttestamentlichen Text innerlich mit::

    Ex / 2. Mose 14,8-16: "Der Herr verhärtete das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, so daß er den Israeliten nachjagte, während sie voll Zuversicht weiterzogen. Die Ägypter jagten mit allen Pferden und Streitwagen des Pharao, mit seiner Reiterei und seiner Streitmacht hinter ihnen her und holten sie ein, als sie gerade am Meer lagerten. Es war bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon. Als der Pharao sich näherte, blickten die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter heranrücken. Da erschraken die Israeliten sehr und schrien zum Herrn. Zu Mose sagten sie: Gab es denn keine Gräber in Ägypten, daß du uns zum Sterben in die Wüste führst? Was hast du uns da angetan? Warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt? Haben wir dir in Ägypten nicht gleich gesagt: Laß uns in Ruh! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben; denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der Wüste zu sterben. Mose aber sagte zu dem Volk: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet! Wie ihr die Ägypter heute seht, so seht ihr sie niemals wieder. Der Herr kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten.
    Der Herr sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen. Und du heb deinen Stab hoch, streck deine Hand über das Meer und spalte es, damit die Israeliten auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können!"

    Ich schaue die Ereignisse dieses Abschnitts ruhig an, bis sich mir darin etwas erschließt vom Geheimnis Gottes, das auch für mein Leben gilt. Ich formuliere das Gefundene in kurzen Sätzen und schreibe sie auf ...

    (ca. 10 Minuten Stille ...)

    Abschluß dieser Übung:

    An solch eine Übung kann sie eine "Gesprächsmeditation" anschließen, wenn man in einer Gruppe ist. Man verbleibt dann in Meditationshaltung, und einer nach dem anderen sagt ruhig, meditativ, einen seiner gefundenen Sätze. Dazwischen muß immer eine so lange Pause bleiben, daß die Worte in jedem nachklingen können.



     Aufgaben zum weiteren Üben

    Ich wende an, was wir bisher geübt haben:


    Material zur fünften Übungsgruppe

    Worte zur Bergwanderung:

  • Mit wenig läuft sich’ leichter ...
  • Die Kräfte müssen eingeteilt werden ...
  • Ruhig und stetig gehen führt zum Ziel ...
  • Eine Stütze erleichtert den Weg ...
  • Mein Sohn, laß dich an die Leine nehmen ...
  • Harte Belastungen durch Wind und Wetter gehören zu manchem Erlebnis dazu ...
  • Angst verdoppelt die Gefahr ...
  • Hindernisse sind da, um überwunden zu werden ...
  • Wenn es schwierig wird, muß man sich ganz auf die Aufgabe konzentrieren...
  • Auf halber Höhe ist es härter, zurückzugehen als vorwärts ...
  • Manchmal bleibt einem die Luft weg ...
  • Erst über den Wolken scheint die Sonne ...
  • Man atmet freier, wenn man auf den Höhen ist ...
  • Mühe führt zum Ziel ...
  • Nur mit dem Notwendigsten belastet, erreicht man den Gipfel ...
  • Je höher man kommt, desto weiter wird die Aussicht, der Horizont wir immer größer, was unter mir ist, immer kleiner, die Krönung ist der Gipfel-Ausblick...
  • Vom Gipfel aus wird der Weg überschaubar ...


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