7.5. Wo ich mein Leiden aus deiner Hand annehme,
kann es mich immer neu für dich aufbrechen

Hinführung:
Habe ich mich Gott gänzlich übergeben und ausgeliefert - das ist überhaupt nur der Liebe möglich -, so komme ich mir häufig auch "wie ausgeliefert" vor - ausgeliefert all den Schmerzen und Dunkelheiten, die eine notwendige Durchgangsstrecke auf dem Weg zum neuen Auferstehungsleben sind. Gott nimmt und führt uns in dem Maße, wie wir dazu bereit sind. Johannes vom Kreuz kann tief darüber klagen, dass sich so wenige Menschen finden, die die Bereitschaft mitbringen, Gott an sich handeln zu lassen. Wie Großes könnte Gott an jedem von uns wirken - wenn er nur diese Bereitschaft fände!

Und dann scheint es so, als legte Gott sein Kreuz einem Christen oft gerade an der schmerzhaftesten Stelle auf, dort, wo es gerade diesen Menschen am tiefsten trifft. Wenn das stimmt, tut er es dann vielleicht nur deshalb, weil er uns gerade dort, nämlich in unserem innersten Zentrum, für sich aufbrechen will?... Im Personkern, in meinem "Herzen" - und nicht irgendwo am Rande oder in einer Oberflächenschicht - soll sich der Raum für ihn öffnen:"Wisse, dass Gott wirken und sich eingießen muss, sobald er dich bereit findet... Wo und wann Gott dich bereit findet, muss er wirken und sich in dich ergießen; ganz so, wie wenn die Luft lauter und rein ist, die Sonne sich (in sie) ergießen muss und sich dessen nicht enthalten kann" (435,31ff).

Meditationswort:
"Bist du völlig unten, so empfängst du auch völlig und vollkommen" (172,26f).
Leibgebundene Meditation:
Ich stelle mich in Kreuzesform hin - und verweile eine Zeitlang in dieser Haltung. Dabei kann mir von meinem Leibe her bewusst werden, wie ausgeliefert und schutzlos mich diese Haltung macht, in welcher Jesus am Kreuz gestorben ist... Mein Kreuz "nagelt mich an" - und legt mein Herz offen vor Gott... bricht mich auf...
Lebensmeditation:
Ich spüre einem Verlust in meinem Leben nach, der mir damals unerträglich erschien und der mich dennoch - wie mir im nachhinein bewusst wird - nicht von Gott entfernt hat, sondern mich ihm näher gebracht hat, der mich geöffnet hat für Neues...
Biblische Grundlage:
"Sterben wir mit, so werden wir mit leben" (1 Tim 2,11).
Wiederholungsgebet:
- Mein Gott, der alles Verhärtete in mir aufbrechen möge -
Kontemplation:
Wo Gott mir eine Erfüllung versagt, bleibt eine schmerzhafte Leere zurück. Ich taste in diese Leere hinein mit den Fragen: Was habe ich denn eigentlich im Tiefsten gesucht mit dem, was mir genommen wurde?... "Du füllst" - "meine Leere"...
Weitere Textstellen:
(Es ist nicht so), "als ob dies Erniedrigen eines sei und das Erhöhen ein anderes. Vielmehr liegt die höchste Höhe der Erhöhung (gerade) im tiefen Grunde der Verdemütigung... Je tiefer der Brunnen ist, um so höher ist er zugleich; die Höhe und die Tiefe sind eins... Und darum sagte unser Herr: 'Wer der Größte sein will, der werde der Geringste unter euch' (Mk 9,34)" (95,16ff).
"Wir sollen in ihn verwandelt und völlig mit ihm vereinigt werden (vgl. 2 Kor 3,18)" (84,4f).

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